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All-In-One und Hi-Fi? Der Naim Mu-so im Test

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Als der britische Traditionshersteller Naim im Rahmen der diesjährigen High End in München den Mu-so vorstellte, war das Interesse groß, wagte sich nun also ein renommierter HiFi-Spezialist auf den zwar seit Jahren boomenden, aber gleichzeitig von vielen klingenden Namen der Branche eher stiefmütterlich behandelten Markt der Streaming-Komplett-Systeme. Ebenso groß dürften auch die Erwartungen gewesen sein, dass gerade Naim der Spagat zwischen flexibler Kompaktlösung und anspruchsvoller Klangqualität gelingen würde, da sich das Unternehmen bereits seit geraumer Zeit mit der Netzwerkübertragung von Musik auseinandersetzt und seine Einzelkomponenten und Kombi-Lösungen mit der entsprechenden Technologie ausstattet. Wir haben uns einmal näher angesehen, ob der Mu-so dieser Erwartungshaltung gerecht werden kann.

Der Naim Mu-so im Test bei HiFi im Hinterhof

Der erste Eindruck

Bereits beim Erstkontakt lässt unser Testkandidat keinen Zweifel daran aufkommen, dass es sich hier nicht etwa um den nächsten Bluetooth-fähigen Brüllwürfel, sondern um eine hochwertige und erstzunehmende Musikanlage handelt. Mit einer Größe von gar nicht mal so kompakten 62,8 x 25,6 x 12,2 cm sowie einem stattlichen Gesamtgewicht von 13 kg wirkt der Mu-so äußerst robust und zudem präzise verarbeitet. Das gilt sowohl für das aus MDF-Material gefertigte und mit einem gebürsteten Aluminium-Finish veredelte Gehäuse als auch für die Anschlussbuchsen und den großen Kombi-Controller bestehend aus Touchpad und Lautstärke-Drehregler. Letzterer erinnert – wie eigentlich das gesamte Design des Mu-so – eher an die sündhaft teure Statement-Serie denn an die Komponenten der anderen Produktreihen. Dementsprechend wurde auch auf das so typische grün leuchtende Naim Logo an der Front verzichtet, der Mu-so erstrahlt stattdessen in weißem Licht. Abgerundet wird das durchdacht wirkende Designkonzept durch einen mächtigen eloxierten Wärmeleitgrill an der Rückseite und die geschwungene Front in tiefem Schwarz, die in Zukunft auch optional in den Farben Burnt Orange, Vibrant Red und Deep Blue erhältlich sein wird.

Die Positionierung der Anschlüsse ist nachvollziehbar organisiert, wenn auch nicht perfekt. An der Seite befinden sich neben der Status LED und einem etwas in dem Gehäuse versenkten Reset-Taster die vermeintlich häufiger gebrauchten Eingänge für USB und analoge Audiosignale. Die Buchsen für die Stromversorgung, ein Ethernet-Kabel und den digitalen Audioeingang befinden sich angeschrägt an der Unterseite des Gerätes. Diese werden mutmaßlich eher selten umgesteckt und das ist auch gut so, denn sie sind etwas umständlich zu erreichen. Die mitgelieferte Fernbedienung verrichtet zwar anstandslos ihren Dienst, kann aber mit der Verarbeitungsqualität des Mu-so selbst nicht mithalten.

Rückseite des Naim Mu-so mit Wärmeleitgrill

Seite des Naim Mu-so mit Status-LEDs, Line-In und USB-Eingang

Buchsen für Strom, Netzwerk und optische Signale auf der Unterseite des Naim Mu-so

Die Fernbedienung für den Naim Mu-so

Zuspielmöglichkeiten

Da der Mu-so weder eine integrierte Festplatte besitzt noch mit einem Laufwerk ausgestattet ist, muss die Musik von externen Geräten zugespielt werden. Dazu verfügt der Mu-so einerseits über die bereits angesprochen vier Eingänge, andererseits empfängt er Funksignale via Bluetooth oder WLAN. Über den analogen Audio Input lässt sich beispielsweise ein mp3-Player direkt anschließen und die USB-Buchse ermöglicht nicht nur die Kommunikation mit einem Mobilgerät oder einer Festplatte ohne Drahtlosverbindung, sondern versorgt verbundene Geräte darüber hinaus mit Strom. Via Ethernet-Schnittstelle nimmt der Mu-so kabelgebunden Kontakt zu einem Netzwerk auf und der optische Eingang bietet unter anderem die Möglichkeit den Mu-so auch als Soundbar zu verwenden, sofern die Soundausgabe des TV-Gerätes als PCM-Signal erfolgt. Übrigens: Sollte der Fernseher nur einen elektrischen Digitalausgang besitzen, lässt sich das Signal mittels eines Konverters für den optischen Eingang aufbereiten.

Hinsichtlich der Drahtlosübertragung ist die Einbindung in das hauseigene WLAN gegenüber Bluetooth in der Regel zu bevorzugen. Zwar funktionierte die Kommunikation mithilfe des Kurzstrecken-Funkstandards im Test problemlos und die Unterstützung des aptX Codec gewährleistet – sofern diese auch beim sendenden Gerät gegeben ist – sogar theoretisch eine ordentliche Qualität beim Audio-Streaming, die Integration in ein Wireless-Netzwerk ist jedoch insbesondere im Verbund mit weiteren Geräten wie Computern oder Medienservern die flexiblere und flinkere Alternative. Natürlich verarbeitet der Mu-so neben dem eher speziellen aptX Codec auch alle gängigen Audioformate von MP3, WMA, AAC und Ogg Vorbis über FLAC und ALAC bis hin zu WAV und AIFF. Dabei wird auf dem Kabelweg eine maximale Auflösung von 24 Bit/192 KHz unterstützt, der optische Eingang ist bei 24 Bit/96 KHz begrenzt und über Funk sind höchstens Samplingraten von 48 KHz möglich.

Steuerung

Auch wenn die Musikdaten letztendlich über Kabel zugespielt werden, ist es keine gute Idee auf eine Drahtlosverbindung gänzlich zu verzichten, denn erst die Fernsteuerung des Mu-so mit der Naim App für iOS und Android-Geräte macht das System so richtig interessant und komfortabel. Welche zentrale Bedeutung der Steuerung per App tatsächlich zukommt, zeigt die Tatsache, dass der volle Zugriff auf alle Funktionen und Einstellungen wirklich nur auf diesem Weg möglich ist. Dieser Entscheidung kann man selbstverständlich kritisch gegenüberstehen. Es handelt sich allerdings um eine grundsätzliche Entwicklung, dass Smartphones und Tablets zunehmend für die Steuerung von Drittgeräten eingesetzt werden. Solange diese Tatsache entsprechend klar kommuniziert wird und die Kompatibilität durch eine vernünftige Update-Politik gewährleistet ist, gibt es daran vor allem dann nichts auszusetzen, wenn die Integration beider Elemente so gut gelingt, wie das bei unserem Testkandidaten der Fall ist.

Zunächst muss natürlich eine Verbindung zwischen Mu-so, App und Netzwerk eingerichtet werden. Dazu stehen gleich mehrere Vorgehensweisen zur Auswahl, die alle Schritt für Schritt in der Bedienungsanleitung erklärt werden. Im Test entschieden wir uns für die Variante aus der Naim App heraus, es ist aber zum Beispiel auch möglich den Mu-so vorerst ohne Smartphone oder Tablet und stattdessen über den Web-Browser eines Computer drahtlos zu vernetzen. Sobald das Setup abgeschlossen ist, lassen sich im Hauptmenü der App alle Eingänge, das Webradio mit einer schier endlosen Anzahl an Sendern, der Streaming Service Spotify Connect sowie eventuell über das Netzwerkprotokoll UPnP (Universal Plug ’n’ Play) bereitgestellte Musikdateien anwählen. Der Zugriff via Apple AirPlay und Bluetooth erfolgte hingegen direkt über die Software eines im Test verwendeten iPhones.

Die App zur Steuerung des Naim Mu-so

Insgesamt macht die App als Steuerzentrale einen wirklich guten Job und verwaltet potenziell auch mehrere netzwerkfähige Naim Geräte parallel. Positiv fallen insbesondere das übersichtliche Interface und die auf das wesentliche reduzierte Menüstruktur auf. Kleine Details wie die Spiegelung von Parameteränderungen am Mu-so Controller und in der Software, das kurze Ein- und Ausblenden der Musik beim Wechsel der Quelle sowie die verschiedenen Hintergründe innerhalb der App, die unter anderem die Farben der optionalen Frontverkleidungen wieder aufnehmen, sollten nicht bloß als nette Gimmicks abgetan werden. Hier wurde offensichtlich sorgsam daran gearbeitet im Sinne des Bedienkomforts auch visuell und auditiv eine Verbindung zwischen eigentlich getrennten Elementen herzustellen und dieses Ziel wurde definitiv erreicht.

Sound

Das alles wäre freilich kaum etwas wert, wenn der Mu-so nicht in der Lage wäre das zugespielte Material in entsprechender Qualität an die Luft zu bringen. Doch auch in diesem Punkt gibt sich Naim keine Blöße und die sechs Class D Endstufen (á 75 Watt) präsentieren in Verbindung mit dem speziell entwickelten Drei-Wege-Stereo-Lautsprecher-System ein angenehm sattes Klangbild ohne Ausreißer im Frequenzspektrum. Der positive Eindruck bleibt sowohl bei geringen als auch hohen Pegeln erhalten und es gelingt dem Mu-so darüber hinaus auch der Dynamik eines Stückes Rechnung zu tragen. Anders gesagt macht das bewusste Musikhören mit Naims Kompaktsystem über Genregrenzen hinweg wirklich Freude, es ist aber ohne Zweifel auch für abweichende Aufgaben von der wohlklingenden Hintergrundberieselung bis hin zur Hausparty-Beschallung qualifiziert. Für die Klangformung stehen neben der obligatorischen Loudness-Schaltung zwei weitere Einstellungen zur Verfügung, die eine Anpassung für die wandnahe beziehungsweise freistehende Aufstellung erlauben. Die Stereobühne ist konzeptuell bedingt nicht mit einem ausgewachsenen und entsprechend aufgestellten Lautsprecherpaar vergleichbar, das war jedoch auch nicht zu erwarten und kann somit nur bedingt als Kritikpunkt geltend gemacht werden. Insgesamt leistet der Mu-so bei der Wiedergabe hervorragende Arbeit.

Die Treiber hinter der Front des Naim Mu-so

Fazit

Obwohl der Mu-so viele gute Eigenschaften auf sich vereint, lässt sich seine wirkliche Qualität im Prinzip nicht an einzelnen Aspekten festmachen. Eine entsprechende Netzwerk-Einbindung vorausgesetzt, handelt es sich bei Naims neustem Streich um eines dieser Dinge, die letztendlich mehr sind, als die Summe ihrer Teile. Konsequent bis zu Ende gedacht wirken hier nicht nur die Verarbeitung, das Design und die klare Konzeption des Gerätes, sondern auch die Struktur der Naim App sowie die Kommunikation und Interaktion beider Elemente miteinander. Der Sound lässt für ein Gerät dieser Kategorie keine Wünsche offen und somit empfiehlt sich der Naim Mu-so als hervorragendes All-In-One Streaming-System.


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